tagebuchnotiz übers schreiben

gestern nacht kam mir die idee
zu einem text
ich war mir sicher dass sie gut war
dass sie überleben würde
bis zum morgen
als ich aufwachte war sie verblasst
nur leere hülle
sie hatte nicht einmal die fülle
eines geistes der
einem nachgeht noch im tag






kein haiku

über drei zeilen
komme ich nicht hinaus
mehr scheint mir

zu viel




tagebuchnotiz

man könnte den himmel
für ein graues laken halten
für eine zu dicke decke
oder für ein fast undurchlässiges
lichtsieb
dabei könnte er so viel
mehr sein
eine weide für schäfchen
zum beispiel
ein blaues meer
ein lichtblick
ein sehnsuchtsort
ein weites feld
ein bote
der besseren tagen


dorfchronik IV

erzählen vom
widerständigen denken und tun
am letzten tag des letzten kriegs

ob es wohl vorher
schon widerständig war
oder erst am letzten tag des letzten kriegs
diese freiheit erfand?

dorfchronik III

mannsbilder  -
die frauen nur staffage
im ehrenjungfernkleid

dorfchronik II

im porträt von großvater
mein bruder wie er leibt und lebt

dorfchronik I

längst verflossene tage
festgehalten
auf vergilbtem papier

tagebuchnotiz

ein butterbrot genügt
wenn ich weiß
dass im kühlschrank noch wurst ist


ein gedanke nur

alt werden
verschwinden
im zeitlosen

ein gedanke nur

die gefühle wollen
jung bleiben
auf teufel komm raus
eine veränderung
im aussehen
vielleicht
farbe im haar
und neue knospen
was auch immer
du dir vorstellst
ein lächeln oder
rot geschminkte lippen
es liegt in dir
ob du neue gedanken
denkst
aus der spur
treibst und
vom rechten weg
abkommst
lang gehegte pläne
verwirfst oder
sie verwirklichst

deine wunder stehen
lang schon geschrieben
du weißt es
nur noch nicht