Ich habe mich so vergangen und will gefunden werden, wo ich am liebsten wär.
(Martin Walser: Statt etwas oder Der letzte Rank)

mehr gibt es nicht
zu sagen
am ende
eines gelebten  lebens


januar


raben schwarz
unterm sonnenloch
ein gefallener hochsitz

und der wolf?

rotkäppchen ist alt
der wein getrunken
der jäger in den ewigen
jagdgründen verschollen
und die großmutter
mumifiziert
nur das körbchen liegt noch
in meinem keller

der wolf
was sucht er hier?


phantomschmerz

irgendwann
hab ich die sehnsucht verloren
wie einen ausgeleierten schuh

wer bin ich
ohne sehnsucht?

kann auch sein
meine sehnsucht hat ihr ziel verloren
ist nur noch sie selbst
gegenstandslos
wohnt weiter in mir
schmerzt immer noch
als hätte sie ein ziel

ich sehne mich nach etwas
nach dem ich mich sehnen könnte





tagebuchnotiz

in mir wohnen
kann ich nur wenn
ausgekehrt ist

ich kehre ein
um auszukehren

tagebuchnotiz

ein dichter denkt
schreibend
über sich nach
sprachgewaltig
allumfassend
und führt dich dabei
dir selbst vor

(zu Martin Walser: Statt etwas  oder Der letzte Rank)


tagebuchnotiz

diese lange weile
die plötzlich im zimmer
steht
hervorgerufen von worten
eines bekannten dichters
köstlich
ich staune und horche
der süße des letzten lebkuchens
in meinem mundraum
nach

gehe nicht über los


wenn ein jahr neu anfängt
bewegt sich alles wie von selbst

die verfallsdaten
eilen weiter ihrem ende entgegen
und ein haar ist grau

geworden von ganz allein

auch der wind braucht dich nicht
um zu wehen

lehn dich einfach hinein




tagebuchnotiz

tag eins im neuen jahr
erfolgreich
gestrandet