zeit in aspik

tagbrocken endlos
an zerflossnen stunden
lang die minuten
spurlos die sekunden
in zähe sülze eingebunden
bewegungslos erstarrt
und schwer verdaulich
     [kindheitsspeise]
in öl und essig treibend
salzlos
nicht als gut empfunden

dagegen fein
gewürzte langeweile
mit kümmel frischem pfeffer
fröhlich ungebunden
zergeht dir auf der zunge
liegt dir sanft im magen
stößt dir nicht auf
und wird für gut
befunden


.
die Rache der Wanderhure
melonely / wieder daheim
auf dem Sprung
.

am Ende

die alte Fichte fühlt
dass ihre Zeit zu Ende geht
sie rauscht
stäubt gelb ihr Testament
aufs Fensterbrett
und brütet die schönsten Zapfen
ihres Lebens

das Urteil steht
felsenfest
im Herbst wird sie
den Kopf verlieren

same as ...

Schattig draußen heute. Genauer gesagt: endlich Regen. 
Die Platanen deutlich grüner als gestern. Die Türkin
mit dem Einkaufswagen schippert am Feuersee entlang.
Same as every day.
Ausnahmsweise festes Schuhwerk.
Rot!
Restliches Outfit: augenberuhigend, immergleich,
same as every day, every month, every year the same.
Kopftuch, langer Mantel,  Leibesumfang mit den Monden zunehmend.
Rund. Runder. Kugelrund.
Verstohlener  Blick in den Papierkorb.
Nichts.
Der Beutezug hat begonnen. Der Tag ist noch lang.
Mit erstaunlich flinkem Griff eine Papiertüte aus dem Wagen
gezückt und große Brocken trocknen Brotes großzügig
verteilt an den See.
Brot satt für den See! Friss und stirb!
Der See regungslos, immergrün veralgt.  Kein Kommentar.
Keine  Ente in Sicht. Nur Ludwig,der einsame Schwan,
der nicht weiß, dass er einen Namen trägt.
Same as every day.
Same as ...

das Reisen

Reisen beginnt einen Schritt
vor der Tür
geradeaus, rechts oder links
ist egal
du kommst immer vorbei
am großen Garten
der im Frühling entsteht
und im Herbst vergeht

finde darin die schwarze Tulpe
deiner Kindheit
und staune

Labyrinth


der Gefühle maßloses Mehr / tastend
halte dich / stets rechts
im Labyrinth / Ausgang ungewiss

der Versuch

ich versuche mich wieder
im Leben
es regnet Bindfäden

und der Reiher am See
bleibt einfach sitzen
als ich vorbeigehe
das Wasser scheint
spurlos an ihm abzugleiten

nur das Rauschen des Regens und
das Keuchen der Jogger
die die Welt im Sturm erobern
was bleibt
sind Spuren im Schlamm

an diesem Regentag
versuche ich mich wieder
im Leben