im Fenster
nimmermüder Zeit
dir zugetan

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hand in hand

meine hand in deiner
brüderchen und schwesterchen

deine lippen auf meinen
liebelang

meine brust an deiner
mondhügelige landschaft  

unsre hüften
hüllenlos

unsre zehen
lauschende rehe

in unsren achselhöhlen
nistet glück

déjà-vu

das Brautkleid das
ich nie hatte
ist wieder aufgetaucht
an einer die
sich traut


Überwintern
Man weiß ja nie
Wozu es gut ist

-

Das Gelbe vom Ei
Auslöffeln
Was du dir eingebrockt hast

-

Vollzeit
Alle Kraft voraus
Im Nacken sitzen

Friedhofsgeschichten

Mutter sagte: 
Wie man sich bettet, so liegt man.



Auf dem Friedhof gibt es einen Grabstein, auf dem steht nur:

Meine Mutter     * - *
Onkel Otto        * - *



Dann ist da ein Grab, da liegt ein ganz Kleiner bei einem Großen. 
Der Kleine liegt als Steinchen auf dem großen Stein. 
Oder er hockt als ganz kleiner Stein neben dem großen Stein des Großen.



Stuttgart, Dornhaldenfriedhof. Im Eilschritt die Namen auf den Grabsteinen abarbeiten. Die Stecknadeln im Heuhaufen suchen. Baader, Ensslin, Raspe. Ihr Grab nicht zu finden. Im meinem Hirn nur nebulöse Bilder. 1977 - ich lebte hier, aber kaum eine Erinnerung an diese fast unwirklich gewalttätige Zeit. Ich war nicht bei der Beerdigung: Bilder auf Youtube, die Melodie*, die ungerechtfertigte Sentimentalität aufrührt. Am Ende nur noch pure Gewalt von allen Seiten.

An einem bestimmten Punkt der Grausamkeit angekommen, ist es schon gleich, wer sie begangen hat: sie soll nur aufhören.‘ (8. April 1945, Frau Wilde, 5 Kinder)

* Joan Baez, Here's to you, Nicola and Bart



Waldfriedhof. Friedbaumgräber - Fried-Wald wäre übertrieben. Randexistenzen, Namensschildchen am Stamm, ab und zu noch eine Weihnachtsgabe daneben. Jemand war da und hat an dich gedacht. Würde mir genügen. Draußen lärmt die Straße vorbei.



Ein frisches Grab weit entfernt, irreal. Ich konnte nicht dabei sein, als mein Bruder darin seine Ruhe fand.



Wie man sich bettet,so liegt man.
 Oder wird man gelegt.
 Wohlverdient?





Brüderchen und Schwesterchen

[Spurenlese]
auf alten Photographien
Brüderchen und Schwesterchen
[Kinderglück?]

[Moderne Zeiten]
der Wald wird krank
und Brüderchen auch
[anders!]

Brüderchen und Schwesterchen
leben ihr Leben in wachsenden Ringen
die sich selten berühren

[Die Hexe?]
ist eine wuchernde Krankheit
man kann ihr nicht entfliehen
[am Ende.]

Brüderchen stirbt
Schwesterchen bleibt
noch

Wenn draußen ein Abendrot ist
und drinnen die Lampe
freundlich scheint
Dann gibt es eine Ahnung
von Glück drinnen
und draußen
Vergangen nicht,
Verwandelt ist,
Was war
(Rainer Maria Rilke)

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