noch Fragen?

.
das leere Blatt -
Ort für die Stille
in mir
.

das leere Blatt -
in mir ein Ort
für die Stille
.

Sehnweh

und da
waren die Sehnsucht und
dann das Heimweh
Bruder und Schwester

das Heimweh war jünger
als die Sehnsucht
die Sehnsucht
älter als das Heimweh
oder war's umgekehrt?

Sehnweh Heimsucht
einander so ähnlich

Wehsucht

Heimweh

dein neuer Schlüssel
trägt ein buntes Band

du erkennst ihn

doch immer wieder
stockt er im Schloss
immer wieder übst du
aufs Neue ganz neu
als ob es nie vorher
einen Abend gegeben hätte
als ob du nie vorher
einen Schlüssel ins Schloss
gesteckt ihn nie darin gedreht
nie eine Tür geöffnet
hättest immer wieder
entgleitet er
deiner Hand

der schäfer

da stehst du nun

um dich nur nebel
in dir verlorenheit
so plötzlich
kühl

der schäfer
kommt dir in den sinn

seine augen
eisblaue bergseen
durchsichtig
bis auf den grund

du sahst dich selbst
darin

was ihn wohl umtrieb
inmitten seiner schafe?

du kannst dir nicht
vorstellen
dass einer treibt
du kennst nur
getriebensein
unruhig

Fragen über Fragen

Vor dir liegt ein neuer Tag.
Wird er dir abends ähnlich sein?

Dein Morgen beginnt grau.
Ziehst du die rote Hose an?

Du hast dir das Bein gebrochen.
Welchen Berg besteigst du im Traum?

Dein Strumpf hat ein großes Loch.
Läufst du barfuß weiter?

Es ist Karneval.
In welche Maske schlüpfst du, um ganz du selbst zu sein?

Es schneit. Es hört gar nicht mehr auf.
Wie verpulverst du den ganzen Schnee?

Du kaufst Wein für zwei.
Trinkst du alleine oder teilst du mit deinem Kater?

Die Sonne scheint dir ins Gesicht.
Schließt du die Augen oder setzt du eine dunkle Brille auf?

Du bist sinnlos erschöpft.
Womit befüllst du deinen Tank neu?

Was schreckt dich am meisten?
Die Vorstellung, nie geboren worden zu sein, der Gedanke, dass du sterben musst, oder die Vorstellung eines ewigen Lebens?








sich sicher sein


im Schneetreiben
finden ohne zu suchen


winter ade

es taut. bald wird die eisgardine
schmelzen. die dächer weißgeschminkt
und mit verrutschter haut. die vögel
fragen laut.
antwort bleibt aus. der frühling baut
heimlich sein nest. grau spielt
ins blau. halt mich
ganz fest!

foto: www.picturepilot.de

die kleine orgie

wenn gar nichts mehr geht, dann geht immer noch das.

mit einer wärmflasche unter die bettdecke und die füße daran festkletten wie ein neugeborener affe.
die wärme kriecht über die fußsohlen, leckt die waden hoch, durch die kniekehlen, die oberschenkel entlang.
dann folgen das breite becken und die stillen wasser.
und dann, irgendwann, über die knochenleiter, klettert die wärme hals-über-kopf.
... und es geht wieder was.
es geht eine gelbe sonne unter deinem bauchnabel.
es geht ein kleiner hüpfer in deiner brust. [ links]
es geht ein feines lächeln über deine lippen.
es geht eine warme flut, die enge hirnwindungen freispült.
es geht ein laues lüftchen durch deine haarspitzen.
und es geht noch mehr. viel mehr.

woran du erkennst

dass du dich liebst ...


du fühlst dich angesprochen
wenn du mit dir selbst redest

du kannst dir nur schwer
einen Tag ohne dich vorstellen

du findest dich wieder
schwarz auf weiß
in den Seiten eines Buches
das dir lieb ist

du verlierst dich nur ungern
im Nebel der Gedanken

du hältst dein Gesicht in die Sonne
und fühlst, sie meint dich

du öffnest alle Poren
für deine ganz eigene Musik

du umarmst dich selbst
im Schlaf
und glaubst den Seligkeiten
die dir ins Ohr wispern

Feuersee

da ist diese frühe Ahnung von Frühling
die Sonne liegt wie ein weiches Tuch
auf dem Gemäuer der alten Kirche
der See gibt auf
seine reifweiße Oberfläche zieht schwarze Löcher
die Enten dümpeln darin
am Rand die Weiden stehen freundlich
schon den ganzen Winter wirken sie so
ein wenig nachlässig doch freundlich
hängen sie überm Wasser
wird schon wieder wird schon wieder
ist ihre Rede
ich will's gern glauben