Endstation Sehnsucht

in sich versunken träumen die Paläste
Modergeruch schwappt sacht ins Boot
auf dem Kanal treibt heimatlos
das Jaulen eines Hundes
verfolgt von einer Brise
Abendrot
verwaschene Romantik flattert
auf den Leinen und
in den Kulissen hockt
der Tod

Foto: Katrin Schäflein www. picturepilot.de

Traumfrau

ich webe mir ein Kleid leicht
wie ein Rosenblatt aus Federwolken
um meine Hüften trag ich goldne Schlangenhaut
zart und porös wie alte Seide
den Saum besticke ich mit Glöckchen
heller Kinderstimmen die mich leiten
durch die Nacht

ich poche im Vorbeigehn
an die Türen deiner Räume so leise
dass du mich kaum hörst schlaf nur
doch lass mich trotzdem ein
ich wiege dich im Schlaf und hüte
deine wilden Träume
bis du erwachst

tierisch verquer

Man(n) stolpert über Hund
weil das Vieh quertreibt
quer über den Gehweg treibt
hin zerrt zu einem Duft
der erst das Paradies verheißt
um dann einfach zu verduften
[Herrgottnochmal! Bei Fuß!]

flüchtig

wink mir nur zu
wenn ich dich in Gedanken streife
halt mich nicht fest
folg mir nicht nach
ich komm und bleib und geh
wie alles kommt und bleibt und geht
nach seinem eigenen Plan

bin ich ein Riss in deinem Film
dann füge es zusammen
das Bild in deinem Kopf
so gut du es vermagst
und setz ein Zeichen
für Erinnern und
für Weitergehen


Foto: Katrin Schäflein www.picturepilot.de

get back

früh am  Morgen sah ich
den Geist einer weißen Limousine
rückwärts
über die Kreuzung gleiten
ich folgte ihm mit meinen Augen
und verlor mich an die Dunkelheit

„get back, get back, get back
to where you once belonged“ (The Beatles)

ab in den Süden

Herbst
immer wieder Herbst
schon sammeln sich die Vögel
wie jedes Jahr im
Herbst

immer wieder
das gleiche Spiel
mit der Sehnsucht wechselnder Spieler
der gleiche Aufbruch
in den Süden

Rückkehr  vorprogrammiert

kleine paar-[bar-]geschichte

eins zwei drei
am tresen keilerei
vier bier
fünf  schnaps
sechs sekt
ich mit dir
wir
six 7 Up auf ex
nix sex [on the beach]

danke
das wär's dann

später Sommer

aus der Fülle des Sommers
schöpfe ich
Rosen
für meinen Herbst

Foto: Jeannette Frei www.jeannettefrei.de

Frankfurt Hauptbahnhof

eine Stimme träumt mir durch den Kopf
flüchtig
gestreift vom Terrorangriff einer Taube
[vor dem mich niemand warnte]
tauche ich auf neben den Gleisen
schwimme den Blick frei
zwischen blicklos Eilenden
unterwegs Himmel-Hölle via Erde
verfange mich im Netz blecherner
Durchsagen die ich nicht verstehe
fremdes Land
in dem eine schwarze Frau beschwörend
den Blumenkübel umtanzt als sei er
ein Totempfahl auf alter Erde
zerrupfte Krähe zwischen fetten Tauben
Niemandsland

.

etwas streift sacht vorbei
der letzte Engel auf dem Heimweg
nach durchzechter Nacht
.
Foto: Katrin Schäflein www.picturep

Schluss mit lustig

mein Blick streunt mir voraus
übers besetzte Feld
vorbei an den geschmückten Baumaltären
beschnüffelt die Biwaks selbst ernannter Wächter
und pinkelt an den Einsatzwagen der Staatsgewalt
bei Fuß! pfeif ich mich schrill zurück
komm her und bleib!
ich nehm dich lieber an die Leine!
dies ist ein Kriegsgebiet und 
bald ein Graben ich fühl schon
wie die Erde zu meinen Füßen
leise bröckelt